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Nachhaltige Einrichtung –
Leitplanken für nachhaltiges Handeln

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nahezu jedes Unternehmen schmückt sich damit, besonders nachhaltige Produkte herzustellen, zu verkaufen oder allgemein nachhaltig zu handeln. Aber was bedeutet das wirklich? Genauer gesagt, was bedeutet Nachhaltigkeit in Bezug auf Einrichtung.

Viele Faktoren spielen eine Rolle – angefangen beim Entwurf, über Nutzungsdauer, Material und natürlich auch der Möglichkeit das Produkt zu reparieren.

Wir haben eine Checkliste für Sie zusammengestellt, anhand derer Sie prüfen können, ob ein Artikel tatsächlich nachhaltig ist.

1. Zeitlose Gestaltung

Wir verbinden jede Zeit mit einer gewissen Art der Gestaltung. Daran geknüpft sind bestimmte Ornamente, Farben und Materialien. Aktuelle Trends spielen ebenfalls eine grosse Rolle. Manchmal opulent, manchmal einfacher in Form und Farbe. Trotz all dieser Faktoren, ist es wohl der Wunsch eines jeden Gestalters, etwas Zeitloses zu schaffen.

Architekten wie Mies van der Rohe oder Gestalter wie Charles and Ray Eames liessen sich von aktuellen Trends und temporären Moden nicht beeinflussen. Mit ihren Entwürfen wurden sie Vorreiter dafür, etwas Unvergängliches zu schaffen. Mit einer klaren Formen- und Architektursprache, wurden ihre Entwürfe Ikonen der Unvergänglichkeit.

Barcelona Chair – Mies van der Rohe, 1929

2. Innovationswert

Ob es nun ein neues Fertigungsverfahren ist, mit dem sich wertvolle Ressourcen einsparen lassen oder ein neues Material, das sich noch besser für einen bestimmten Zweck eignet, weil es widerstandsfähiger, leichter zu recyceln oder besonders flexibel ist:  Innovationen sind der Schlüssel zu einer besseren (Einrichtungs-) Welt.

Ein Tischler, der diesen Gedanken schon früh verinnerlicht hatte war Michael Thonet. Er war auf der ständigen Suche nach Optimierungspotenzial. Ein von ihm entwickeltes Verfahren revolutionierte und industrialisierte die Möbelbranche. Mit dem Bugholzverfahren konnte ein Stuhl erstmals auch in Einzelteilen zerlegt – und somit platzsparend – versendet werden.

In den 1850er Jahren perfektionierte er diese Technik mittels zahlreicher Experimente. Dazu brauchte es Wasserdampf, Muskelkraft und eine Biegeform. Massives Buchenholz erhielt in einem über 100 Grad Celsius heissen Dampfkessel die nötige Elastizität um es in die gewünschte Form biegen zu können. Anschliessend wurde das Holz in einer Biegeform fixiert und mitsamt dieser Form für zwei Tage in einer Trockenkammer gelagert.

3. Form follows function

Das wohl wichtigste Grundprinzip guter Gestaltung ist, dass die Form der Funktion folgt. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Gestalt des Gegenstandes, sich aus der Funktion bzw. dem Zweck ableitet, für den das Objekt geschaffen wird. Dies ist das wichtigste Grundprinzip guter Gestaltung und war Leitthema des Bauhaus. Beispiele dafür sind unter anderem das legendäre Braun Design des ikonischen Taschenrechners ET66 oder der Konferenztisch Confair 440 von Wilkhahn. Dessen Geheimnis liegt in der patentierten Faltmechanik und einem selbsterklärenden Design.

4. Möglichst unbegrenzte Nutzungsdauer

Wie lange begleitet uns ein Möbel? Wenn alles gut läuft – weil Gestaltung und Verarbeitungsqualität stimmen – altern sie mit uns. Manche haben gar das Potenzial uns zu überleben und an die nächste Generation weitervererbt zu werden. Manche Möbel werden über die Jahre zu unsterblichen Ikonen. Ein Beispiel dafür ist der dreibeinige Hocker von Alvar Aalto. Dem Entwurf von 1933 sieht man sein Alter nicht an. Auch heute überzeugt er mit funktionaler Einfachheit und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.

5. Verantwortungsvolle Herstellung

Möbel müssen stark und stabil sein, um dem Alltag zu trotzen. Sie müssen unser Gewicht oder das unserer Büchersammlung tragen – und das über einen langen Zeitraum. Um das sicherzustellen, testen viele Hersteller die Belastbarkeit ihrer Produkte im eigenen Prüflabor. Vitra simulieren mittels umfangreicher Testverfahren eine Nutzungsdauer von 15 Jahren. Zudem lassen sie ihre Produkte auch durch unabhängige Institute zertifizieren. Vitra bietet neu bis zu 30 Jahre Sicherheit für neu erworbene Möbel durch das neue Hersteller-Garantieprogramm. Der Panton Chair, der von Verner Panton in den 1950er Jahren entwickelt wurde, hält den hohen Anforderungen stand. Diese Designikone wird auch sicher noch kommende Generationen unbeschadet überdauern.

6. Verantwortungsvoller Materialeinsatz

Beim Einkauf von Lebensmitteln schauen wir darauf, woher die Produkte kommen, die in unserem Einkaufswagen landen und natürlich auch auf ihre Inhaltsstoffe. Das sollte auch bei unserer Einrichtung bedacht werden. Denn auch diese Faktoren entscheiden über die Gesamtqualität jedes einzelnen Objekts. Aspekte wie Wohngesundheit und Nachhaltigkeit lassen sich ohne dieses Wissen kaum einschätzen. Von den Herstellern hochwertiger Möbel kann man einen verantwortungsvollen Umgang mit Materialen erwarten. Das bedeutet, dass Materialien ausgewählt werden, die möglichst zertifiziert, regional, gern recycelt, mindestens aber recycelbar sein sollen. Mit unseren knappen Ressourcen soll sorgsam umgegangen wenden.

Das String Regal, das Nils Strinning 1949 entwarf, ist ein Beispiel für maximale Wirksamkeit trotz minimalem Materialeinsatz. Das filigrane Schranksystem kann individuell zusammengestellt werden und ist somit für praktisch jeden Einsatz und jeden Raum geeignet.

7. Modulare Produkte mit systemischem Ansatz

In den heutigen Zeiten gibt es kaum Stillstand. Vieles ist immer im ständigen Wandel. Ob es nun ein Jobwechsel oder ein Umzug ist – vielleicht wird auch das Homeoffice vorübergehend in ein Kinderzimmer umgewandelt: Heutzutage brauchen wir Möbel, die mit uns wachsen und sich weiterentwickeln.

Modulare Möbel bieten die Möglichkeit, sich neuen Umstände anzupassen. Das bedeutet, dass sie robust genug sind, um sich mehrfach auf- und abbauen zu lassen. Zudem sollten sie die Möglichkeit bieten, sich je nach Bedarf erweitern oder verkleinern zu lassen.

Das Möbelbausystem USM Haller steht wohl wie kein anderes Möbel für Modularität und Flexibilität. 1963 wurde USM Haller von Paul Schärer und Fritz Haller entwickelt. Das Möbelbausystem besteht lediglich aus Metallrohren, verchromten Metallkugeln und pulverbeschichten Tablaren. Ursprünglich war sein Einsatzbereich das Büro, aber längst ist es auch aus dem Privatbereich nicht mehr wegzudenken. Sein zeitloses, minimalistisches Design macht es zu einer Art Chamäleon der Einrichtungswelt.

 

8. REGIONALE ZULIEFERER

Einer von hier: Wenn ein Möbel regional gefertigt wird, hat es nicht schon eine halbe Weltreise hinter sich, ehe es bei uns zuhause einziehen darf. Zudem ist uns das Möbel sowieso schon näher, weil es aus Materialien gefertigt wurde, die aus unserer Gegend kommen: Heimische Hölzer statt Werkstoffen, die mit dem Übersee-Container geliefert wurden.

9. Produkt ist reparierbar

Stellen Sie sich vor, Ihr geliebtes Möbel tut nach Jahren des Gebrauchs, nicht mehr zuverlässig seinen Dienst. Vielleicht sind auch unschöne Verschleisserscheinungen zu finden. Viele unserer Hersteller bieten einen eigenen Werkskundendienst oder auch langjährige Nachkaufgarantien für Ersatzteil.

Ein gutes Beispiel ist der Bürostuhl ID Chair von Vitra. Dieser lässt sich bis ins kleinste Bauteil zerlegen. So kann man alle Teile austauschen – sollte etwas kaputt gehen.

10. Das Möbel altert würdevoll

Natürliche Materialien wie Holz oder Leder werden mit den Jahren der Nutzung immer schöner. Patina ist gern gesehen und zeugt von einem Leben voller Erinnerungen. Nicht nur das – die Patina verleiht dem Möbelstück das gewisse Etwas. So wird ein Möbel über die Jahre der Nutzung zu einem unverwechselbaren Unikat.

11. Transparenz bei der Herstellung

Wo stand der Baum, der für das Gestell Ihres Lieblingssessel verarbeitet wurde? Wo wurde der Stoff für Ihren Sofabezug hergestellt? Vielleicht können Sie diese Fragen nicht beantworten, vielleicht interessiert es Sie auch nicht. Aber: Wenn Sie es wissen wollten, könnte man es Ihnen sagen. Diese Transparenz erfordert auf Seiten der Hersteller eine lange und vertrauensvolle Partnerschaft mit ihren Händlern und Lieferanten.  Ein Blick hinter die Kulissen ist wertvoll. So versteht man wirklich, wie viel Arbeit in einem einzigen Möbel steckt.

 

 

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